Sie wird die “Perle des Balkans” genannt: die mehr als 5.000 Jahre alte Stadt Ohrid. Euronews-Reporterin Katharina Kaun hat sie besucht: Wir entdecken die archäologische Schatzkammer, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Ohrid, die geheimnisvolle Stadt am Ufer eines der tiefsten und ältesten Seen der Welt.
Ohrid gehört zu den ältesten Siedlungen Europas. Die ersten Bewohner tauften sie „Lychnidos“ – was so viel bedeutet wie “Stadt des Lichtes”. Einst war sie ein bedeutendes Handelszentrum und eine der wichtigsten antiken Straßen führte hier lang.
Der Kunsthistoriker Milcho Georgievski erklärt: “Via Egnatia war eine der Hauptstraßen des Römischen Reiches. Sie verband Rom mit Konstantinopel. Die Stadt wurde dadurch stark beeinflusst, denn viele Menschen reisten durch Ohrid, es gab viel Handel und Kultur.“
Viele der archäologischen Schätze warten noch darauf, entdeckt zu werden. Mitten in Ohrid arbeiten zahlreiche Archäologen mit Kunsthistorikern und Architekten Hand in Hand, um sorgsam Schicht für Schicht die kostbaren Zeugnisse ans Licht zu bringen.
Bojan Taneski und sein Team entdeckten hier ein römisches Bad, das einer reichen Familie aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. Was sie ausgruben, war eine Sensation. Der Archäologe berichtet: “Wir haben dieses römische Gebäude gefunden. Dies ist nur ein kleiner Teil, das Bad, um genau zu sein. Es hat ein wunderschönes Mosaik, das aus schwarzen und weißen Steinen besteht. Ich habe gerade hier mitgearbeitet, als es entdeckt wurde und das war wahnsinnig aufregend, denn es ist das einzige Mosaik dieser Art in Mazedonien.“
Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Stadt ein Zentrum für byzantinische Kultur und orthodoxen Glauben. Viele berühmte Gelehrte wirkten in Ohrid, unter ihnen der Heilige Naum und der Heilige Klemens, der drei Jahrzehnte lang hier unterrichtete und heute noch verehrt wird.
Reiseführerin Andrijana Basoska führt aus: “Er ist der Schutzpatron, der Heilige und der Retter dieser Stadt. In seinen Armen hält er Ohrid und auch seine Universität. In dieser Universität wurden die besten Professoren, die besten Bischöfe und Erzbischöfe ausgebildet. Sie verbreiteten slawische Literatur, Kultur, Gesang und Kunst überall auf dem Balkan und in ganz Europa.”
Es war die erste slawische Universität, die der Heilige Klemens vor rund 1100 Jahren gründete und er soll auch das moderne kyrillische Alphabet entwickelt haben.
Die Legende besagt, dass es hier einmal 365 Kirchen und Klöster gegeben hat – für jeden Tag des Jahres eine. Das brachte der Stadt, die einst ein wichtiges Erzbistum war, den Spitznamen „Jerusalem des Balkans“ ein.
Noch heute säumen viele dieser Schmuckstücke die Ufer des Ohrid Sees, darunter auch die eintausend Jahre alte Sophienkirche. Kunsthistoriker Milcho Georgievski: “Dies war die wichtigste Kirche, alle großen Feiern im orthodoxen Glauben fanden hier statt. Wenn ich die Kirche betrete, dann spüre ich den Hauch der Jahrhunderte.“
Die spektakulären byzantinischen Wandmalereien stammen aus dem 11. Jahrhundert. Ihre Meister nutzten eine spezielle Technik, um die Farben aufzutragen. Restauratoren wie Vlado Mukovski erwecken die beschädigten Fresken wieder zum Leben – mit Hilfe von Wasserfarben und einer ruhigen Hand. Vlado Mukovski unterstreicht: “In der byzantinischen Malerei nutzten die Künstler mehrere Schichten Gips, die länger zum Trocknen brauchten. So hatten sie mehr Zeit auf den feuchten Putz zu malen, denn sie mussten fertig sein, bevor alles trocken war. Es ist ein großartiges Gefühl, ein solches Fresko restauriert zu haben. Wir haben ein weiteres Meisterwerk für die nächsten Generationen gerettet.“
In der nächsten Ausgabe von „Macedonian Life“ besuchen wir die Matka-Schlucht, wir erkunden eine unterirdische Höhle und reisen zum Dojran-See, wo wir die traditionelle Lebensweise der Fischer kennenlernen.
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