Reiseleiter Mazedonien: Die Wassermühlen in Kavadarci - Reich der Stille


Unser heutiger Reiseführer Mazedonien führt uns wiederholt in die Tikveš Region und Kavadarci. Dieses mal aber widmen wir uns nicht dem Wein oder dem für die Region typischen selbstgebrannten Hochprozentigen, sondern den Wassermühlen. Diese aber, mahlen kaum noch und haben sich in ein wundervolles Reich der Stille verwandelt...

Die gesamte Region Kavadarci war voll mit Wassermühlen - rund hundert und noch mehr in der Region Tikveš. Die Einheimischen sagen, dass die Wassermühlen von der Elektrizität gemahlen wurden. Dazu haben allerdings auch die Reduzierung von Wasserständen und Weizen beigetragen.

Der Historiker Petre Kamčevski, Direktor des Museums in Kavadarci, erzählte uns, dass die Mühle in Mokliško in der Nähe des Dorfes Vataša eine der ältesten in der Region ist (Bild oben). Die Mühle gehört zum Kloster "Sveti Nikola", so gingen wir zusammen mit Vater Borče Bogoevski, damals Leiter der Pfarr-Gemeinde Vataša, dorthin, um ein Foto davon zu machen.

"Die Leute haben mir erzählt, dass die Mühle bis 1940 in Betrieb war. Sie wurde zum Mahlen von Weizen für die Menschen und den Tieren im Kloster, sowie für die Region Vataša verwendet worden. Das Kloster hatte mehrere Herden und Land für den eigenen Gebrauch", erzählt der Geistliche.

Die Mühle ist nicht mehr aktiv. Bis vor ein paar Jahren gab es eine verantwortliche Person. Wir haben Vater Borče gefragt, ob es stimmt, dass Diebe das Gerät stahlen und es auf dem Schrottplatz verkauften - wie man so hört.


"Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es zu diesem Zweck gestohlen wurde, aber es gibt spürbare Konsequenzen, weil ein Teil der Ausrüstung wirklich fehlt."

Jemand hatte die Tür verschlossen, so dass wir nicht hineingehen konnten, zumindest nicht auf die übliche Weise. Um zu sehen, wo der Weizen einst gemahlen wurde, mussten wir durch eine Öffnung im unteren Teil des Objekts gehen, wo Wasser unter normalen Umständen fließen sollte. Dieses Antike Bild hatte etwas Seltsames Schönes mit all den Steinen, Spinnweben und Staub um uns herum.

"Wir sind bereit, diese Mühle jederzeit zu aktivieren, wenn der Wasserstand steigt, wenn Weizen wie zuvor vorhanden wäre und wenn er gemahlen werden muss. Wir werden das Schloss so schnell wie möglich für jeden öffnen, der es sehen möchte, um es frei betreten zu können. Es gibt viele Leute, die diese alte Mühle sehen wollen, vor allem junge Leute, die noch nie so etwas gesehen haben", sagt Bogoevski.


Funktionstüchtig, aber nichts zum mahlen da


Die Mühle im Dorf Krnjevo in der Nähe von Kavadarci ist funktionstüchtig, aber es gibt nichts zu mahlen. Früher gab es fünf Mühlen am Fluss, die Mehl und Tierfutter für rund viertausend Einwohner der Dörfer dieser Region produzierten. Heute ist diese alte Mühle die einzige, die arbeitet, aber da in den umliegenden Dörfern nur noch wenige Menschen leben, stirbt auch sie langsam.


Der 82-jährige Vangel Andonov aus Skopje kehrte vor einigen Jahren zu seinem Geburtsort zurück und "mutierte" von einem pensionierten Mechaniker zu einem engagierten Müller. Er starb vor rund zwei-drei Jahren, ohne dass seine Wassermühle wie früher funktionierte, obwohl er vor seinem Tod Mehl für seine Hunde, Hühner und ein Schwein gemahlen hatte.

Sein nun über 60-jähriger Enkel, Ljupcho Jovanov, besucht gelegentlich das Dorf, plant jedoch nach seiner Pensionierung mehr Zeit hier zu verbringen.

"Ich komme aus einer Müller-Familie. Ich bin mit den vier Steinen aufgewachsen, die Tag und Nacht Mehl mahlen. Ich habe das Handwerk gelernt und weil ich Drehmaschinenführer bin, halte ich die Wartung der Mühlenteile. Ich bin jetzt einer seiner Erben. Aber Weizen für die Mühle ist sehr rar geworden. Obwohl dies die einzige Mühle in einem Umkreis von 50 km ist, funktioniert sie selten", sagt Jovanov.

Er erinnert sich, dass es Bauern aus vielen Dörfern in der Nähe von Kavadarci und Negotino gab, die ihr Mehl, manchmal sogar auch Paprika, in den Mühlen mahlen ließen. Jovanov sagt, dass die Mühle jederzeit für Touristen geöffnet ist.


Mühlen für Mehl und Mohnöl


Laut alte osmanische Dokumenten zur Geschichte der mazedonischen Nation von 1570 gab es in der Region Tikveš viele Mühlen, von denen sich sieben in Vataša befanden. Die Steuer betrug für die Müller zwischen 15-20 Prozent - in Mehl, oder Geld bzw. damalige Zahlungsmittel, zu welchen auch noch Gold oder Vieh gehörte.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es am Luda Mara-Fluss 12 Mühlen. Einige wurden nur für Weizen verwendet, während andere auch für Mohnöl verwendet wurden. In der Hochsaison arbeiteten bis zu 20 Personen in den Mühlen.