Vevčani - Bergdorf am Fuß der Jablanica Berge

Nur rund 15 Kilometer vom Campingplatz Rino entfernt befindet sich auf etwa 800 - 950 Metern über Meeresniveaus das Bergdorf Vevčani.


Mehrfach hatte uns der Platzwart "Pimi" auf die in seiner Ursprünglichkeit erhalten gebliebene Dorfstruktur hingewiesen, noch dazu gibt es dort die sagenumwobenen Wasserfälle von Vevčani, die weit über die Grenzen Mazedoniens hinaus bekannt sind.

Bislang ging man davon aus, dass das Dorf Vevčani zwischen 600 und 800 nach Christus von einem Herrn Berziti gegründet worden war, der hier auch das Christentum eingeführt haben soll. Die ersten Häuser, ja sogar eine erste Kirche, die unter dem Begriff Selište als Platz noch heute bekannt ist, waren am Fuß der Jablanica Berge entstanden. Mittlerweile haben Archäologen herausgefunden, dass die Gründung des Dorfes schon im 2. Jahrhundert vor Christus stattgefunden hat und die Neuansiedlung im 6. Jahrhundert neben dem bereits existierenden Siedlungsplatz Seliste statt fand.

Gründe genug, eine Tagestour in das Dorf zu unternehmen, was wir zwecks weiterer Erkundung der Umgebung mit dem Auto taten. Wir hatten auch gehört, das es oberhalb von Vevčani auch noch einige ehemalige Gletscherseen geben soll, der höchstgelegene und bekannteste unter den Seen ist der Lokva, der auf über 2.000 Metern Meereshöhe am Berg Jablanica liegt. Dieser Bergsee ist unter anderem für die Wasserspeisung der Quelle "Golina" verantwortlich, aber dazu später mehr.


Interessant zu wissen ist auch, dass man rechts oberhalb des Dorfes auch Spuren eines Römischen Lagers gefunden hat. Die unmittelbare Nähe zur Via Egnatia lässt weitere Rückschlüsse hoffentlich in weiteren Erkundungen und Ausgrabungen münden, zumal der exakte Verlauf der Via Egnatia bis heute unklar ist. Vielerorts führten die römischen Straßenbauer ihre Trassen entlang der Flüsse, sprich in den Tälern.

Die Via Egnatia führt allerdings in großen Teilstücken, so auch zwischen Elbasan und Ohrid hoch oben an den Berghängen entlang. Ob dies nun aus Sicherheitsgründen zum Schutz vor Überfällen oder aus Gründen des Terrains, durch den Ohridsee gab es zwischen Ohrid und den Jablanica Bergen große Sumpfgebiete, ist bis heute unklar. Klar ist auch, das Römerlager immer in unmittelbarer Nähe von Frischwasser, hier die Quellen bzw. Wasserfälle von Vevčani, angelegt worden sind, so darf man auf zukünftige Grabungen durchaus gespannt sein.

Wir verlassen Struga auf der R1201 und fahren über die Ortschaften Vranishta und Velestha bis zum Abzweiger nach Vevčani. Von hier aus steigt die schmale Straße kontinuierlich an, bis man sich auf etwa 970 Metern über NN in Dorfmitte befindet. Vevčani ist von dichten Laubwäldern umgeben, die Entfernung zur Grenze nach Albanien beträgt etwa 4 Kilometer, allerdings hoch oben oberhalb des Ortes. Wir parken unser Auto nahe des Eingangs zum Gebiet der Quellen, die touristischer erschlossen sind als wir erwartet hatten. So gibt es gepflasterte Fußwege, die entlang der Wasserläufe zu den verschiedenen Quellen führen, zwischendurch Holzbrücken, so das man oft die Perspektiven wechseln kann. Trotz fortgeschrittener Jahreszeit gab es viel Wasser, das aus den Quellen sprudelte.


Die größte der Quellen befindet sich am Eingang zu einer der vielen Höhlen in der Region. Unterhalb dieser großen Quelle gibt es 10 weitere Quellen, die dann gemeinsam zu einem Bachlauf zusammen fließen. Die bekannteste Quelle in dieser Region ist die "Jankov Kamen" Quelle auf etwa 1200 Metern über dem Meer. Eine weitere Quelle wird "Mala Livada" genannt, deren Wasser einen einzigartigen Geschmack und auch eine andere Farbe hat. Hierin sind Mineralien gelöst, die aus dem Gebirge stammen.

Die Mala Livada Quelle entspringt auf etwa 1600 Metern über NN. Die höchstgelegene Quelle ist die bereits erwähnte "Golina" auf etwa 2000 Metern über NN. Die Höchstwassermenge dieser Quelle beträgt ca. 1500 Liter pro Sekunde, was natürlich nur im Frühling aufgrund der Schneeschmelze möglich ist.

Trotz der angelegten Fußwege war es ein sehr angenehmer Spaziergang entlang der Bachläufe von Quelle zu Quelle, da man der Natur freien Lauf ließ. So waren auch umgekippte Bäume nicht entfernt worden, was einen sehr ursprünglichen Charakter der Landschaft vermittelte. Schade nur, das uns ein kleiner Regenschauer nass werden lies. Kaum im Dorf zurück, lies sich die Sonne wieder blicken, so das wir auch das Dorf noch ausgiebig kennen lernen konnten.

QUELLE: Alaturka