Wandern im Mavrovo-Nationalpark: Das hügelige Mazedonien ist bekannt für seine zahlreichen Wandermöglichkeiten. Im Nationalpark Mavrovo wollten wir unsere Wanderschuhe noch einmal zum Glühen bringen, doch am Ende blieb es beim Versuch einer Wanderung. Wieso, das erfährst du in unserem Wanderbericht aus dem Mavrovo-Nationalpark. Geschrieben von John & Marc.
Mavrovo-Nationalpark: Ankunft
Am Morgen nach unserem 1 THING TO DO in Skopje fuhren wir in den Mavrovo-Nationalpark, wo wir einen ganzen Tag zum Wandern einplanten. Der Mavrovo-Nationalpark ist mit 731 Quadratkilometern der größte der drei mazedonischen Nationalparks und liegt im Nordwesten der kleinen Balkanrepublik. Mit dem Bus ging es zunächst bis Mavrovi Anovi, einem kleinen Dorf mit hübschen (Ferien-)Häuschen und gepflegten Gärten inklusive schönem Blick über den Mavrovo-See, der im Vorfeld des Ausflug besonders unser Interesse weckte.
Im Mavrovo-Nationalpark angekommen aßen wir zunächst zu Mittag, bevor wir unsere Wanderung begannen. Leider mussten wir schnell feststellen, dass es bis auf eine kleine Karte an der Hauptstraße keine ernsthafte Beschilderung gab. Wir wanderten also auf gut Glück los und brauchten mindestens drei Anläufe, um überhaupt einen der angepriesenen Wanderwege durch den Mavrovo-Nationalpark zu finden.
Auf und ab und auf und ab
Bei diesen Versuchen legten wir schon den einen oder anderen Höhenmeter zurück – allerdings kamen wir nach jeweils steilem Anstieg immer wieder zur Hauptstraße von Mavrovi Anovi zurück. In der schweißtreibenden Hitze machte sich so langsam aber sicher Frust breit – dem anvisierten Gipfel im Mavrovo-Nationalpark waren wir schließlich noch keinen Zentimeter näher gekommen.
Drei Kreuze machten wir, als wir endlich einen Weg, ja sogar den von uns favorisierten Weg fanden. Dieser schien jedoch schon auf ersten Metern seit Jahrzehnten nicht mehr begutachtet worden zu sein. Gleich am Anfang mussten wir uns durch Gestrüpp und Geäst winden und biegen, um überhaupt auf den Weg in Richtung luftiger Höhen zu gelangen. Doch was uns nun im Mavrovo-Nationalpark wiederfuhr, erlebten wir nicht einmal bei unserer Grenzerfahrung in der Hohen Tatra.
Auf und auf und auf und auf
Einerseits froh, dass es nun endlich bergauf ging, hatte es dieser Anstieg absolut in sich. Konnten wir uns in der Hohen Tatra bei steilen Anstiegen hin und wieder an Ketten hochziehen, versackten wir hier inmitten des Mavrovo-Nationalparks immer wieder in Laub und lockerer Walderde.
Bereits nach wenigen Minuten tropfte uns der Schweiß von der Stirn. Im Wald zwar geschützt vor der prallen Sonne, kämpften wir uns schließlich bei noch immer deutlich über 30 Grad im Schatten Höhenmeter für Höhenmeter nach oben. Wahrscheinlich das Schlimmste daran waren die Hundertschaften von Mücken und Fliegen, die uns als Sessellift gen Gipfel nutzen wollten und es sich folglich immer wieder auf unseren verschwitzten Gesichtern gemütlich machen.
Mavrovo-Nationalpark: Das Ende
Am Ende dieses steilen Anstiegs die blanke Ernüchterung: Folgten wir bisher noch den Wandermarkierungen, waren diese plötzlich spurlos verschwunden. Keine neuen Schilder. Keine Hinweise. Nichts! Wir entschlossen uns daher, uns auf einer Wiese Orientierung zu verschaffen, und doch entdeckten wir nirgends auch nur einen Hauch von Weg, der uns in Richtung Bergspitze im Mavrovo-Nationalpark bringen sollte. Immerhin wurden wir mit einer wirklich schönen Aussicht auf den Mavrovo-See vertröstet, der sich unter uns auf 1.233 Metern Höhe befand.
Angesichts der Hitze und der stark voran geschrittenen Zeit – wir mussten schließlich noch irgendwie zurück nach Skopje – machten wir uns gezwungener Maßen auf den Rückweg. Die Aussicht auf ein Bad im Mavrovo-See war einfach verheißungsvoller, als die Hoffnung, doch noch die Aussicht vom fernen Gipfel genießen zu können.
Das Ende nach dem Ende
Unser Entdeckerdrang verbot es uns naturgemäß, den gleichen Weg zurückzunehmen, den wir bereits beim Anstieg kennen lernen „durften“. Also liefen wir einfach irgendwo bergab quer durch den Wald, was sich jedoch als großer Fehler herausstellen sollte. Schon bald war das Gebüsch hier im Mavrovo-Nationalpark so dicht, dass wir uns nur noch mit Stöcken einen Weg frei schlagen konnten.
Der Höhepunkt war ein Feld aus meterhohen Brennnesseln. Düstere Erinnerungen an unsere Donau-Sumpf-Wanderung in Belgrad kamen auf. Die Launen erreichten ihren Tiefpunkt, doch irgendwann hieß es nur noch: „Raus hier!“ – Augen zu und durch.
Immerhin: Rettung nahte. So langsam hörten wir die Straße wieder, bis wir letztlich an ein Haus am Rande von Mavrovi Anovi gelangten – und somit auch zurück in die Zivilisation, wenn man bei diesem Bergdörfchen überhaupt von Zivilisation sprechen kann. Noch immer war es hier mega heiß, und so juckte nach dieser Wanderung, die eher einem Rumgekrauche glich, jede Stelle unserer Körper.
Der mit den Fischen schwamm
Um uns von einer Schicht aus Schweiß, Spinnweben und Tannennadeln zu befreien, suchten wir nun das Ufer des Mavrovo-Sees auf. Komischerweise waren wir die einzigen Menschen an und später auch in diesem See – doch noch viel komischer war das Verhalten der kleinen Fischis dort.
Ist man aus heimischen Gefilden gewohnt, dass die kleinen Fische im seichten Wasser immer vor einem weg schwimmen, kamen hier plötzlich alle auf uns zu geschwommen – und zwar in ganzen Schwärmen. Irgendwie stießen mich das und die Kälte des Wassers so ab, dass ich beschloss, lieber am Kieselstrand zu verweilen, während Marc vergnügt mit den Fischen schwamm.
Fast im Kosovo
Nach kurzer Verschnaufpause am See versuchten wir schließlich, per Bus irgendwie zurück nach Skopje zu kommen. Wir waren immerhin in einem kleinen Dorf irgendwo in Mazedonien, wo bereits ab dem späten Nachmittag kein Bus mehr nach Irgendwo fährt.
In der Tat fuhr bereits gegen 16 Uhr kein Direktbus mehr zurück nach Skopje, also nahmen wir einen kleinen Zwischenstopp in Tetovo in Kauf, einer 86.000 Einwohner großen Stadt ziemlich nahe der Grenze zum Kosovo. Nach einem ereignisreichen Tag im Mavrovo-Nationalpark erreichten wir am Abend schließlich wieder Skopje. In unserem Hostel ging es dann auch fix ins Bett, denn am nächsten Morgen sollte bereits der Bus nach Thessaloníki auf uns warten.
Das mit dem Wandern im Mavrovo-Nationalpark über wir also besser noch mal. Vielleicht ja auf unserer nächsten Balkanreise?
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