Philip Duckwitz: Das Besondere ist die Lebenskultur. Das Land hat eine sehr wechselvolle und große Vergangenheit. Man kann sehr viel aus der Antike entdecken, sehr viel aus der Römerzeit. Naturfreunde finden jede Menge Wandermöglichkeiten, und am Ohrid-See gibt es Wassersportangebote. Das Land bietet Kultur, Natur und Ecotourismus und ist noch nicht so durchkommerzialisiert wie einige Nachbarländer. Zudem ist das das Preis-Leistungsverhältnis sehr attraktiv, gerade für junge Leute. Ein Kaffee zum Beispiel kostet etwa 60 Cent, eine Übernachtung in einem Mittelklassehotel 20 Euro, ein Abendessen mit Getränken kostet rund 10 Euro.
Würde man sich als Individualtourist zurecht finden?
Ja, das geht. Zum einen ist es so, dass alle Straßenschilder nicht nur in kyrillisch, sondern auch in lateinischer Schrift geschrieben sind. Zudem ist es ein sicheres Reiseland, auch auf den Straßen. Die westlichen Gebiete Richtung Albanien sollte man bei einem Besuch vielleicht besser auslassen. Ansonsten ist es kein Problem, das Land mit dem Auto zu bereisen. In die kleinen Dörfer käme man ohne Auto übrigens gar nicht.
Gibt es eine touristische Infrastruktur?
Am Ohridsee ist alles bereits sehr gut ausgebaut, da bekommt man alles von der Pension bis zum 5-Sterne-Hotel. In Städten des Ostens findet man auch mal nur ein bis zwei Hotels. Es gibt aber überall kleine Tourismusbüros, die Urlauber mit Informationen versorgen und auch Guides organisieren, falls man etwa eine Wanderung plant.
Was muss man in Mazedonien gesehen haben?
Man sollte sich auf jeden Fall ein bis zwei Tage für die Hauptstadt Skopje Zeit nehmen. Und außerhalb Skopjes sollte man sich das Matka-Tal ansehen, ein einzigartiges Naturreservat. Dann unbedingt den kristallklaren Ohridsee, der schon jetzt ein beliebter Urlaubsort ist. Dann muss man Richtung bulgarische Grenze in den Kurort Berovo. Dort kann man das Landleben und ursprüngliche Natur erleben.
Und was sollte man unbedingt probiert haben?
In Ohrid gibt es die sogenannte Ohridforelle. Sie ist etwas größer und schmeckt fast wie Lachs. Im Osten des Landes gibt es unglaublich viele Variationen von Frischkäse-Spezialitäten. Kaymak heißt der Käse und wird aus Schafs- und Ziegenmilch hergestellt. Auf vielen Bauernhöfen kann man ihn direkt kaufen und zusehen, wie er produziert wird.
Hat Sie etwas vor Ort überrascht?
Positiv überrascht hat mich die Sauberkeit. Überall in den Hotels und auf den Straßen ist es blitzblank sauber. Das bin ich aus anderen Ländern aus der Region nicht so gewohnt. Dann hat mich die Offenherzigkeit der Menschen überrascht, diese ungespielte Herzlichkeit. Im negativen Sinne gab es glücklicherweise keine Überraschungen.
Was würden Sie Freunden raten, die planen nach Mazedonien zu reisen?
In Bezug auf die richtige Reisezeit würde ich sagen: Fahrt im Frühling, im Mai und Juni. Im April kann es noch kräftig schneien, und ab Juli wird es bis zu 40 Grad Celsius heiß und ist für eine Rundreise eindeutig zu warm. Dann würde ich in Skopje anfangen und das Land von hier aus individuell erkunden. Das Land ist ungefähr so groß wie Brandenburg, lässt sich also wunderbar auf eigene Faust erkunden. Mindestens zehn Tage würde ich einplanen.
Was würden Sie sich bei einem nächsten Besuch gerne noch mal ansehen?
Ich würde gerne noch mal nach Ohrid fahren und den Nationalpark ansehen. Das Matka-Tal würde ich gerne erwandern und das zentrale Innere des Landes.
Philip Duckwitz ist Reisejournalist und veröffentlicht seine Erlebnisse auf www.journeylist.de.
Autor: Bianca Schilling
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