Lecker Mazedonien!


Brot und Chilisauce

Mazedonien, November 2011

Unsere Reise durch Mazedonien war von vielen sozialen Kontakten geprägt. Wir haben nur drei Nächte ohne unsere lieben „Hosts“ von www.couchsurfing.org verbracht. Sanja hat uns in Skopje beherbergt, Goran in Veles und Mishela und ihre Familie in Kavadarci. Sie alle haben uns viel über ihre Kultur und die traditionell mazedonische Küche erklärt. In Mazedonien haben wir „Tasting travels“ wörtlich genommen und geschlemmt.


Mazedonisches Mittagesses: Tavche Gravche mit zwei Salaten, Brot und selbstgemachter Chilisauce

Ein typischer Tag in Mazedonien:

Frühstück. Wenn genug Zeit zum kochen ist, wären Кори (Kori) oder Тарана (Tarana) traditionelle Optionen für einen guten und kalorienreichen Start in den Tag. Kori sind lange und flache Nudeln garniert mit frittierten hauchdünnen Nudelstückchen. Tarana erinnert an eine Mischung aus Couscous und Spätzle und wird gewöhnlich mit weißem Käse gegessen. Mishelas Mutter hat beides für uns bereitet, als wir in Kavadarci waren. Eine weniger zeitaufwändige Option ist Fastfood wie Пита Пастрмајлија (Pita Pastrmajlija), einem Teigfladen der mit Speck und Gewürz garniert ist. In Veles, wo wir Pita Pastrmajlija mit Goran genossen haben, werden sie traditionell mit Rührei gebacken. Er sieht ein bisschen aus wie eine kleine ovale Pizza. Ohne Eier werden sie in Щтип(Shtip) zubereitet und im Rest des Landes gegessen. In Mazedonien gibt es meist Instantkaffee oder türkischen Kaffee zum Frühstück – und anschließend gibt es im Laufe des Tages weitere zehn Kaffees. Diejenigen, die nachts zu schlafen gedenken, bevorzugen einen frischen, flüssigen und salzigen Joghurt zum trinken und beschränken die Kaffeezufuhr am Tag auf 3-4 Tassen.

Nach dem üppigen Frühstück sitzen oder liegen wir gewöhnlich bewegungsunfähig herum und starren auf unsere leeren Teller. Das ist ein normaler Zustand und nicht bedenkenswert, er geht von ganz allein nach einer Weile vorüber. Das ist so geplant, denn das Mittagessen gibt es erst zwischen etwa 14 und 16 Uhr. Wer vorher wieder hungrig wird, kann für 10 Denar (0,16 €) einen Ѓеврек, (Gjevrek) kaufen. Das ist ein gekochter und gebackener Teigring, der mit Sesam bestreut wird und mit saurer Sahne besonders gut schmeckt.


Gjevrek

In Kavadarci gibt es Gjevrek an jeder Straßenecke. In anderen Städten des Landes wird der Gjevrek nur gebacken und nicht vorher in kochendes Wasser gedippt, aber der Name ist der Gleiche.

Als Mittagessen mochten wir besonders das traditionelle Тавче Гравче (Tavche Gravche), was übersetzt Böhnchen im Backblechlein bedeutet. Dieses Gericht besteht aus frischen weißen Bohnen mit Zwiebeln, Paprika und einer Menge Gewürzen. Dazu gibt es oft Шопска Салата (Shopska Salata). Das ist ein Salat, der für die Balkanländer typisch ist und in Mazedonien aus Tomate, Gurke und weißem Käse besteht. Mishela hat beides für uns zubereitet und nach all den Bohnen waren wir froh als sie uns einen Spaziergang an der frischen Luft vorschlug.


Tavche Gravche

Das Abendessen gibt es normalerweise zwischen 10 und 22 Uhr, manchmal auch erst gegen Mitternacht. Vor dem Essen gibt es einen Ракија (Rakija), einen starken Schnaps, der aus Pflaumen oder Trauben gebrannt wird. Viele Familien brennen ihren eigenen Rakija und niemand weiß so genau, wie viel Prozent Alkohol er beinhaltet. Zum Abendessen hatten wir verschiedene Gerichte. Bei Sanja gab es Fisch, bei Goran Toast mit Schinken, Käse, verschiedenen Saucen und Pilzen und bei Mishela Brot mit scharfem und mildem Ајвар (Ajvar), verschiedenen Käsesorten und Wurstsorten und zwei Salaten. Ajvar, eine Paste aus Auberginen, scharfen oder milden roten Paprika und manchmal Karotten, ist unser absoluter Favorit. In unserer Zeit in Mazedonien haben wir etwa 1,5 Kilo Ajvar pro Nase verdrückt und halten uns nun für Ajvar-ess-Experten. Ein Mal haben wir uns mit Mishela, ihrem Cousin Goran und seiner Frau im 20 Uhr in einem Restaurant getroffen und verstanden, warum die Mazedonier so spät zu Abend essen: wir waren immernoch satt vom späten Mittagessen!


Peshii mit Käse

So haben wir nur ein paar Пешии (Peshii) bestellt, frittierte dreieckige Teigstücke mit weißem Käse. Außerhalb von Kavadarci heißen die Peshii Мекици (Mekici) und werden eigentlich zum Frühstück gegessen. Zum Essen gab es Rotwein aus der Weingegend um Kavadarci.

In Skopje sind wir mit Sanja nachts in die Stadt gefahren. Dort haben wir zu einer Dokumentation über isländische Musik ein paar Скопско (Skopsko) und Даб (Dab) Biere getrunken. Wie immer kommt mit dem Alkohol der Hunger auf fettiges Mitternachts-Fastfood. Ein Burek war jetzt genau das Richtige – das ist ein dicker Blätterteigkuchen mit Spinat, Käse oder Fleisch zwischen den einzelnen Blätterteigschichten. Wir haben uns für einen weniger traditionellen entschieden: Пица Бурек (Pizza-Burek) mit Käse, Schinken und Tomatensauce. Ich versuchte, das vom Fett durchsichtig werdende Papier zu ignorieren, in dem der Burek eingewickelt war und genoss meinen „kleinen und leichten“ Snack, wie ich mir einredete. Dazu gab es eine große Portion Pommes und ein Stück Pizza. Kaum ein Unterschied zum Mitternachtsfastfood anderswo. Das fettige Essen regt zu einem Absacker an, der Absacker wiederum zu mehr fettigem Essen, ein leckerer Teufelskreis. Oft wird nachts auch Ќебапи (Kabapi) gegessen, gegrilltes und zu Würsten gerolltes Hackfleisch mit verschiedenen Soßen in Fladenbrot. Und da gibt es noch unseren Fastfood-Favoriten, den Grund dafür, dass wir all die bis Ungarn verlorenen Kilos in den Balkanländern wieder zugenommen haben: Balkan-Hamburger. Riesige saftige Плескавица (Pleskavica) Frikadellen in einem großen Stück Brot, zu denen man zwischen vielen verschiedenen Soßen, Käsen und Gemüsen wählen kann.


Auf dem Wochenmarkt

Wer richtig spät von seiner nächtlichen Fressattacke nach Hause geht kann das Glück haben, über einen der Wochenmärkte zu stolpern, die früh morgens auf- und nach Mittags wieder abgebaut werden. Hier kann man alles kaufen, was für das üppige Frühstück am nächsten Morgen benötigt wird.

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